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Warum es schlimm wäre, wenn alle so denken würden wie wir - Teil 1: A Tale of Old



Es waren einmal drei Clans urzeitlicher Cro-Magnon-Menschen, die zu verschiedenen Zeiten in einer ziemlich säbelzahntigerverseuchten Umgebung lebten. In der Nähe dieser drei Clans streunte eine Gruppe Neandertaler herum, vor denen sich die Stämme hüteten - sie sahen so anders aus, und machten ganz andere Höhlenmenschen-Laute.

Der erste Clan wusste nur allzu gut Bescheid über die Säbelzahntiger. Sie hatten miterlebt, wie sie sich besonders gern kleine, schutzlose Höhlenmenschen-Nachkommen einverleibten, wenn man sich weiter als einige hundert Meter aus der Höhle heraustraute und den Nachwuchs aus dem Auge verlor. Nachdem das einige Male geschehen war, erschien es ihnen nur allzu logisch, sich so wenig wie möglich außerhalb ihres Refugiums aufzuhalten. Das verkleinerte zwar ihren Aktionsradius, sicherte aber das Überleben der Kleinen. Einige Jahre und Jahrzehnte lang ging es ihnen gut, weil sie, gewissenhaft wie sie waren, immer viele Vorräte angelegten. Zudem wuchsen ganz nah an ihrer Höhle viele wilde Früchte und Beeren an Wildpfaden von kleinen und leicht zu erlegenden Tieren; und ein kleiner Fluss plätscherte durch das Tal, sodass Pflanzen, Tiere und Menschen ernährt waren.


Paradise Lost


Mit den Jahren gingen diese Ressourcen aber zurück: Die Büsche mit Früchten verdorrten, der Fluss verbrackte und versiegte schließlich, sodass das Wild andere Pfade einschlug. Dazu wurde das Feuerholz knapp, denn all die Bäume in der Nähe der Höhle waren abgeholzt und verbrannt worden. Der Stamm war also gezwungen, sich zurück in die Wildnis zu wagen. Doch jetzt gab es niemanden mehr unter ihnen, der sich noch auskannte außerhalb des kleinen Gebietes, auf den sie sich so viele Jahre lang beschränkt hatten. Als sie nun gezwungen waren, ihren Wohnort mit Sack und Pack aufzugeben, schlichen sie beängstigt fort von dem Ort, der ihnen so lange wie das Paradies vorgekommen war. Vor Aufbruch kamen ihnen die Geschichten ihrer Großväter und Urgroßmütter in den Sinn, die von einem unbekannten und furchteinflößenden Stamm ganz anderer Menschen erzählt hatten. Dieser sollte sich wohl irgendwo im Norden aufhalten, aber sicher konnten sie sich nicht sein, denn sie hatten sich nun seit vielen Jahren nicht in die Nähe der Neandertaler gewagt. Sie ging es strikt gen Süden, und es dauerte nicht lange, da stießen sie unwissentlich in das Gebiet einer besonders unangenehmen Säbelzahntigergenossin vor. Nicht nur, dass sie die Gefahr nicht erkannten, da sie die Anzeichen eines solchen Raubtieres nicht zu deuten wusste, nein, sie hatten zudem weder Erfahrung im Kampf noch die nötigen Speere und Hiebwaffen dafür hergestellt. Also endete der Stamm als leichte Beute dieser Tigerdame, die sie einen nach dem anderen, verwundert ob der Hilflosigkeit der Höhlenmenschen, zerfleischte. So erging es dem ersten Stamm.


Der zweite Clan wusste ebenfalls um seine Umgebung, aber war von anderem Gemüt als seine passiven Nachbarn. Zwar kursierten auch unter ihnen einige warnende Geschichten über die potenziellen Gefahren von Säbelzahntiger und Neandertaler, doch überwiegend wurden heldenhafte Erzählungen von heroischen Schlachten mit Tier und riesigem Mensch am Lagerfeuer ausgetauscht. Entsprechend wagemutig waren die Männer und Frauen dieses Stammes: Sie erkundeten ständig ihre Umgebung, und gingen keiner Auseinandersetzung mit Tier und Mensch aus dem Weg. Dabei konnte es schon einmal vorkommen, dass sie die Aufsicht ihrer Kinder vernachlässigten. Häufig wechselten sie ihre Höhle, hatten sie doch so manchen Rückzugsort einem Säbelzahntiger entrissen. Diejenigen unter ihnen, die ihre selbstständige Kindheit und die Zeit der jugendlichen Mutproben und Initiationen überlebten, waren stark und selbstbewusst. Es mangelte ihnen folglich nicht an Wildfleisch, Beeren von den entlegensten Standorten sowie erbeuteten Neandertaler-Waffen und -Fellen.

Nach vielen Jahren gerieten die wenigen „cautionary tales“ in Vergessenheit ob der aufregenden Epen, die immerzu erzählt wurden; und es gierte ihnen nur noch danach, ihren Mut und ihre Kraft in immer neuen Abenteuern unter Beweis zu stellen. Es begab sich also, dass einer nach dem anderen in selbst gesuchten Kämpfen mit Neandertaler oder Tiger, beim rücksichtslosen Besteigen eines schroffen Gipfels oder dem gedankenlosen Verzehren einer unbekannten Frucht zugrunde ging. Da dieser Stamm immer in der Lage gewesen war, sich kurzfristig Nahrung im Überfluss zu beschaffen, hatten sie nie gelernt, größere Vorräte anzulegen. So wog der Tod der besten Krieger und Sammler schwer. Die wenigen verbliebenen Mitglieder des Stammes, nun gezwungen, ihren Nachwuchs beinah völlig allein zu lassen, um genügend Ressourcen zusammenzusuchen, verloren schnell ihre Nachkommen an die Säbelzahntiger. Die verbliebenden Mitglieder wurden, derart entmutigt, schließlich von den Neandertalern in regelrechten Rachefeldzügen ob ihrer lange bestehenden Feindschaft mit den Menschen vernichtet.


Auch der dritte Clan hatte Kenntnis von Tiger und Nachbar. Warnende Geschichten waren bei ihnen zwar von Bedeutung, allerdings gab es unter ihnen solche, die im Gegensatz zum ersten Stamm den Drang hatten, sich trotz der Gefahren aus dem kleinen bekannten Gebiet um ihre Höhle herauszuwagen. Doch nicht jeder begab sich kämpferisch in jedes Scharmützel mit Tigern und Neandertaler, gab es unter ihnen doch solche, die auf eine gewisse Vorsicht bestanden und so die Abenteuerlust der anderen bisweilen im Zaum hielten. Folglich wusste dieser Stamm, dass die Ressourcen in unmittelbarer Umgebung ihres aktuellen Höhlenunterschlupfs nicht ewig bestehen würden. Ebenso hatten sie Kenntnis von den Jagdgründen der Tiger, denn sie unternahmen lange Streifzüge, auf denen sie die weitere Umgebung auskundschafteten. So manches Mal war es ihnen auf diese Weise schon gelungen, für eine besser gelegene Höhle gar kein Blut vergießen zu müssen, denn sie zogen einfach ein, wenn ein Tiger auf natürliche Weise verendet war. Größtenteils hatte diese Gruppe ausreichend Vorräte, und ab und an erlegten sie auch gemeinsam Großwild. An die Tiger wagten sie sich aber nur im äußersten Notfall heran, denn die Ehre vieler Nachkommen galt unter ihnen mehr als das Tragen einer Kette mit Zähnen zum Zeichen, einen Zweikampf mit einem Säbelzahntiger überlebt zu haben.

Doch auch dieser Clan kam nun in eine bedrohliche Notlage, die die anderen beiden Stämme binnen kürzester Zeit dahingerafft hätte: Ein besonders harscher Winter, der auf eine schlechte Beeren-Saison im Sommer folgte, führte dazu, dass die Gruppe deutlich geschwächt und mit nur wenigen Vorräten zu Beginn des Winters dastand. Einige der ebenfalls ausgehungerten Tiger aus der Gegend bemerkten diese Schwäche und begannen, – aus der eigenen Not geboren – sich im Rudel Tag für Tag näher an das Lager der Gruppe heranzuwagen. Es wurde immer offensichtlicher, dass der Clan sich dem Kampf irgendwann würde stellen müssen. Die kämpferische Fraktion unter ihnen wollte sich so schnell wie möglich in die Auseinandersetzung begeben, während die zurückhaltenden Mitglieder davor warnten, dies ohne Rücksicht auf Verluste zu tun: Stattdessen müsse eine List aufgetan werden. Unter den weniger kriegerischen Mitgliedern des Stammes gab es nun einen jungen Mann, der trotz seines sanften Gemüts außerordentlich entdeckerisch und mutig war. In dieser angespannten Situation gestand er, Beziehungen zu den Neandertalern zu unterhalten. Genauer gesagt hatte es ihm eine junge Frau besonders angetan. Nun schlug er vor, sich als Gruppe mit den Fremden im Kampf gegen die Tiger zusammenzutun. Einige der kriegerischeren Männer und Frauen unter ihnen waren aus Rivalitätsgründen dagegen, und schlugen vor, die Neandertaler zu berauben, um den Winter zu überleben. Manche der Vorsichtigen rieten ebenfalls ab, und warben stattdessen dafür, den Winter in der Höhle auszusitzen. Doch schließlich, als die Schwächsten unter ihnen zu sterben begannen und einige der Clanmitglieder von Tigern beim Wasser holen gerissen worden waren, sahen sie gemeinsam ein, dass ihnen nichts anderes übrig blieb: Sie schickten einen Trupp Scouts aus, um den bisher teils feindlichen und sporadischen Kontakt mit den Neandertalern aufzunehmen. Diese waren zunächst skeptisch, und hätten beinahe den Kampf mit den Cro-Magnon’s aufgenommen. Doch sie erinnerten sich, dass dieser eine junge Mann, den sie unter der Gruppe erkannten, seiner Angebeteten einige Male Nüsse und ein Stück Wild mit nach Hause gegeben hatte. Als die Oberhäupter der beiden Menschentypen sich schließlich trafen, stellte sich heraus, dass auch die Neandertaler in der gleichen Notsituation waren wie unser dritter Clan (und insgeheim bereits mit dem Gedanken gespielt hatte, diesen zu überfallen - dies blieb jedoch ein Geheimnis). Gemeinsam schmiedeten sie nun einen Plan, der die Stärken von Cro-Magnon und Neandertaler vereinte: die Tiger wurden gesammelt in einen Hinterhalt in einer engen Schlucht gelockt, wo sie von oben mit schweren Steinen erschlagen und von vielen Kriegern mit langen Speeren erlegt wurden.

So wurde die Gefahr gemeinsam gebannt. Das Fleisch gereichte beiden Stämmen zum Überleben des Winters, und bald darauf durften sie das erste Cro-Magnon-Neandertaler-Kind bejubeln.


Eigentlich nicht notwendiger Disclaimer, wäre das Verhalten online nicht so verbreitet, Argumente absichtlich misszuverstehen: Diese Beschreibung erhebt offensichtlich keinen Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit, sei es in der Frage der Abstammung des modernen Menschen von Cro-Magnon und Neandertaler, deren Paarungsverhalten noch anderer Verhaltens- und Ernährungsweisen.

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