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Über Fehlerkultur in Politik, Medien und Gesellschaft

Wie unser kollektiv falsches Verhältnis zum Fehler-Machen verhindert, dass die multiplen Krisen der aktuellen Zeit angemessen bearbeitet werden.



Deutschland wacht aktuell auf mehreren Politikfeldern aus dem politischen Tiefschlaf der Merkel-Kanzlerschaft auf. Die multiplen Krisen der Gegenwart machen zunehmend die Gestaltungslücke zwischen Wirklichkeit und politischer Realität deutlich. Besonders der Krieg Putins gegen die Ukraine deckt auf, welche Fehler in der Russland-Politik der vergangenen Jahrzehnte begangen wurden.

Aktuell stehen in Deutschland neben diesen kollektiven Versäumnissen individuelle politische Skandale im Mittelpunkt des Interesses: In den letzten Wochen traten Ministerinnen wie Anne Spiegel (Bund, Familie) und Ursula Heinen-Esser (Land NRW, Umwelt) infolge enormer öffentlicher Kritik an Urlauben zur Unzeit und dem verschleiernden Umgang damit zurück. Zudem stand Bundesgesundheitsminister Lauterbach kürzlich für sein Hin und Her bezüglich der Quarantäne-Regelungen in der Kritik, hat sich Rücktrittsforderungen aber nicht gebeugt.

Sowohl individuelle als auch kollektive Fälle von politischen Fehlern machen deutlich, dass Deutschland ein gravierendes Problem im Umgang mit politischem Fehlverhalten hat. Es gibt nämlich weder Toleranz für noch einen angemessenen Umgang mit Fehlern, geschweige denn ein tieferes Verständnis davon, wie wichtig Fehler für Politik und Gesellschaft sind. Das ist besonders fatal angesichts der Vielzahl an Krisen, die die Gesellschaft gleichzeitig zu bewältigen hat. Denn die deutsche Fehler-Unkultur verhindert strukturell, dass politisch mutig auf diese reagiert wird. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die verweilende Corona-Pan- bzw. -Endemie, Wirtschaftliche Probleme und Inflation sowie das Großthema Klimakrise sind nur einige der dringend zu bearbeitenden Sachfelder. Außerdem werden durch die Fehler-Unkultur Kapazität und Energie der öffentlichen Diskussion für individuell kleine politische Fehler oder nicht mehr zu ändernde größere Richtungsentscheidungen vergeudet. Diese schlechte Kultur des Fehler-Machens geht von allen Akteuren der Gesellschaft aus: Politik, Bürgerinnen und Bürger sowie Medien verstärken sich in einem Dreieck gegenseitig in ihrer Fehlerunfähigkeit, be- und verhindern damit gute Politik sowie fokussieren Medienarbeit falsch. All dies schadet der Gesellschaft nachhaltig.

An folgendem Ablauf von politischen Fehlerprozessen in Deutschland wird der ungesunde Teufelskreis deutlich. Erstens, eine fragwürdige Entscheidung, ein Verhalten – oft nur eine unbedachte Äußerung – eines Politikers oder einer Politikerin, einer Partei oder einer irgendwie gesellschaftlich relevanten Gruppe wird öffentlich. Die andere Möglichkeit, wie im Fall der Russland-Politik, ist, dass eine vergangene Entscheidung im Nachhinein aufgrund aktueller Umstände als falsch erscheint. Die Verantwortlichen für den Sachverhalt reagieren anfangs meist nicht – auch, wenn sie selbst wissen, sich falsch verhalten zu haben. Zweitens, mehr und mehr Medien greifen die Sache auf – häufig nach Rückversicherung des Shitstorm-Potenzials in sozialen Medien wie Twitter. Sie skandalisieren die Sache durch emotionale Anreicherung. Politische Akteure schließen sich bereitwillig, weil opportun, der Kritik an und vermitteln schnell eine generelle politische Untragbarkeit der Person oder Partei. Bei steigendem öffentlichen Druck äußern sich die vermeidlich Verantwortlichen dann doch und gestehen die Sache, drittens, teilweise ein, aber – und das ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Geschehnisse – in relativierter und gerechtfertigter Form. Die so abgelehnte Verantwortung wird zudem häufig auf weniger direkt zu belangende Beteiligte abgeschoben. Das Phänomen, dass in Deutschland angeblich niemand wirklich für politische Entscheidungen verantwortlich ist, lässt sich in vielen Untersuchungsausschüssen und Regierungsbefragungen in Bund und Ländern beobachten. Viertens: Bürger und Bürgerinnen nehmen die nun skandalisierte Angelegenheit und den verschleppenden Umgang damit medial wahr. Sie ärgern sich zurecht, dass niemand für die Sache gerade steht. Ihre schlechte Meinung von politischen Entscheidungsträgern trübt sich (weiter) ein, Politik wird zunehmend als allgemein moralisch verkommen abgestempelt. Jeder weitere Durchgang eines solchen Erregungs- und Skandalzyklus‘ verstärkt dieses Gefühl. Fünftens, die Person und/oder das jeweilige politische Amt bleiben geschädigt zurück, unabhängig davon, ob jemand seinen Hut genommen hat oder mit versehrter Reputation in Verantwortung verbleibt. Aus dem gesamten Prozess lernen öffentliche Personen und Entscheidungsträger, sechstens, dass Fehler-Machen und vor allem Über-Fehler-Kommunizieren nicht belohnt wird. Sie trauen sich zukünftig noch weniger, solche zuzugeben. Diese Spirale der Fehlerunkultur hält schließlich alle Beteiligte – scheinbar – gefangen.


Warum ist das ein so schwerwiegendes Problem für unsere politische Kultur? Weil gerade in der Politik eine gesunde Fehlerkultur unabdinglich ist. Die beschriebene Dynamik verhindert, dass Entscheidungsträger die Freiheit empfinden, mutig politische Entscheidungen zu treffen, auch auf die Gefahr hin, damit Fehler zu begehen. Aus zwei Gründen brauchen Verantwortungsträger aber genau diese Freiheit notwendigerweise:

Der erste Grund liegt im fundamentalen Mechanismus von Lernen: Nur derjenige, der sich zugesteht, Fehler zu machen, kann überhaupt lernen. Die psychologische Forschung hat gezeigt, dass Menschen besonders schnell lernen und Gelerntes besonders nachhaltig im Gedächtnis bleibt, wenn Fehler gemacht werden, und nicht, wenn richtig gehandelt wird. Das liegt daran, dass bei Fehlern Erwartungen verletzt werden. Man stelle sich vor, eine Fahrlehrerin lässt ihren Schüler das Auto nicht selbst steuern. Wie soll er ohne Feedback, was nicht funktioniert, herausfinden, wie man selbst ein Auto sicher steuert? Denn nur durch Fehlererfahrung kann eine Verhaltenskorrektur erfolgen. Derjenige, dessen eigene Erwartungen nie verletzt werden, lernt folglich nicht oder sehr wenig. Genauso ist es in der Politik: Damit Politiker und Politikerinnen besser im Politik-Machen werden können, müssen sie beim Entscheidungen-Treffen Fehler machen (dürfen).

Zudem ist, zweitens, gerade die Politik das Feld, auf dem Lernen extrem wichtig ist. Amtsträger und Abgeordnete haben die herausfordernde Aufgabe, allgemeinverbindliche Entscheidungen zu treffen. Es ist also besonders entscheidend, dass sie gut abgewogen werden – anders als in privaten Dingen, die nur die individuelle Person und vielleicht noch mittelbar die eigene Familie und Freunde betreffen. Dafür müssen Entscheidungsträger aber lernen (dürfen), welche formalen Abläufe und inhaltlichen Notwendigkeiten gute Entscheidungen konstituieren. Eine Gesellschaft hat also ein besonderes Interesse daran, dass Politik lernt. Dazu kommt, dass politische Entscheidungen aufgrund einer Vielzahl relevanter Faktoren – die sich je nach Entscheidung ändern – besonders komplex sind. Wir Menschen haben aber bereits bei Alltagsentscheidungen Schwierigkeiten, alle Folgen abzusehen. Zudem wird die Notwendigkeit von Lernen noch dringlicher dadurch, dass Politiker und Politikerinnen nicht ausgebildet sind wie in anderen Berufen. Lernen und folglich Fehler zu machen ist also besonders zentral für eine Learning-By-Doing-Politik im Kontext einer komplexen Welt, damit gute allgemeinverbindliche Entscheidungen getroffen werden.


Daraus leiten sich Verantwortlichkeiten für die Gesellschaft insgesamt ab, der Einfachheit halber in die Gruppe der Politik, der Bürger und Bürgerinnen und der Medien geteilt. Alle drei nehmen diese Verantwortung aber größtenteils nicht wahr; stattdessen stecken sie in je spezifisch ungesunden Fehler-Mustern, die sich gegenseitig verstärken, fest.

Erstens die Politik: In der aktuellen politischen Kultur haben Politiker und Politikerinnen mit wenigen Ausnahmen zuerst das eigene politische Überleben im Sinn. Sie meinen, dass dafür erforderlich ist, politische Fehler nicht einzugestehen. Sie kennen aus Selbsterfahrung oder durch Anschauungslernen die Hartherzigkeit der Öffentlichkeit und politischer Mitstreiter. Folglich verharmlosen oder verschleiern sie ihre Fehler. Das ist schädlich genug, weil es sie auf moralisch fragwürdiges Terrain führt. Das Problem hat aber leider eine tiefere Dimension: Es ist für politische Entscheidungsträger psychologisch von Vorteil, nicht nur den Blick der Öffentlichkeit, sondern auch den eigenen von ihren Fehlern abzulenken. Es ist einfach simpler, einen Fehler öffentlich zu verstecken, zu verneinen oder zu verharmlosen, wenn man selbst davon überzeugt ist, keinen wirklichen Fehler begangen zu haben. Das wissen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verantwortlichen, was zum Anreiz führt, nicht ehrlich Feedback zu geben sowie eigene oder behördliche Fehler unter den Teppich zu kehren. So etabliert sich eine politische Kultur, die absichtlich nicht nach Fehlern sucht, und Verantwortung ablehnt. Das ist in allen denkbaren Kontexten, aber besonders in Bezug auf komplexe, allgemeinverbindliche politische Entscheidungen schädlich. Die Kultur der Fehlerunkultur führt also genau zum Gegenteil dessen, was die Politik qua ihrer Aufgabe tun sollte: Statt die Augen in Demut für eigene blinde Flecke offenzuhalten, verschließt sie sie absichtlich.

Zu dieser unguten Tendenz der Politik kommen, zweitens, die Medien: Diese – zumindest die privaten – leben von Aufmerksamkeit. Ein Skandal über vermeidlich unverzeihliches Fehlverhalten verkauft sich besser als eine ausgewogene Berichterstattung über Fehleinschätzungen. Ihrer Systemlogik zufolge ist es für Medien also von Interesse, politische Fehler besonders großzumachen. Das führt dazu, dass Fehler zu Skandalen aufgebauscht werden, die das politische Überleben der Verantwortlichen grundsätzlich in Frage stellen. Die Aversion der Politik, ihre Fehler zuzugeben, verstärkt diese Tendenz, denn großer Teil aktueller politischer Skandale ist es, dass Dinge nur nach und nach an die Öffentlichkeit gelangen. Die Verheimlichung der Politik von Teilen der Fehler oder der Verantwortlichkeit wird auf diese Weise medial wichtiger als die eigentliche Fehler. Zusätzlich ist der Medienlogik der Aufmerksamkeit nicht durch Erläuterung der generellen Wichtigkeit von Fehlern für die Politik gedient. Selbst öffentlich-rechtliche Medien sind nicht ganz frei von den folgenden Mustern, konkurrieren sie doch mit den privaten bezüglich Einschaltquoten.

Das Dreieck perfekt macht, drittens, die Öffentlichkeit der Bürgerinnen und Bürger. Von ihrer Einschätzung und Rückmeldung hängt letztlich die Konsequenz von politischen Fehlern entscheidend ab. Bisweilen schaukeln sich zwar – groteskerweise – Medien und Politik gegenseitig hoch und handeln manche Skandalprozesse abgekoppelt vom Großteil der ungläubig oder abschätzig zuschauenden Bevölkerung aus. Das verstärkt die Entfremdung der Bürgerinnen und Bürger von der Politik und den Medien nur noch. In den meisten Fällen trägt die Öffentlichkeit aber ihren Teil zum unguten Fehlerumgang bei: Es gibt in der Gesellschaft die ungesunde Tendenz, von politischen Entscheidungsträgern Perfektion zu verlangen. Es ist zwar richtig, an die Politik höhere moralische Maßstäbe anzulegen als an private Menschen, gerade weil diese allgemeinverbindliche Entscheidungen trifft. Die für langfristig gute Entscheidungen besonders wichtige Fehlertoleranz aber geht vielen Menschen in Bezug auf Politikerinnen und Politiker ab. Diese Hartherzigkeit politischen Entscheidungsträgern gegenüber speist sich auch aus Erfahrungen der Vergangenheit, dass Politik systematisch Fehler herunterspielt und sich so als eigentliche Verantwortungsträger um Verantwortung drückt. Einige der gröberen politischen Fehler der vergangenen Jahre haben nicht zu Rücktritten von Politikern geführt, sodass Politik auch selbst mitverantwortlich für den nun an sie angelegten Maßstab ist. Allerdings stammt das Bedürfnis nach Makellosigkeit in der Gesellschaft auch aus einer Grundhaltung unserer Zeit: Wir verlangen sozial-medial befeuert und ganz im Trend zur Selbstverbesserung und damit Selbststrenge auch privat von uns selbst Perfektion.

Ein weiterer Mechanismus verstärkt diese grundgesellschaftliche Strömung weiter: Die miteinander verflochtenen Krisen der aktuellen Zeit – mit der Zeit verstärkt durch fehleraversive Politik – werden von der Bevölkerung als besonders verunsichernd wahrgenommen. Das liegt einerseits daran, dass das aktuelle Ausmaß der Probleme auf den ersten Blick eine historische Ausnahme darstellt bzw. sich zumindest für die friedens- und wohlstandsgewöhnten Deutschen so anfühlt. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, Epidemien, sozialer Unfrieden und Krieg sind aber mehr historische Norm denn Ausnahme. Wir leben eben nicht am Ende der Geschichte. Die Überforderung vieler Menschen durch die Vielzahl und Schwere der heutigen Krisen nährt jedoch das Bedürfnis nach Kontrolle, was das ungesunde Verlangen nach perfekten Politikerinnen und Politikern stärkt.

Aufgrund des Anspruchs von Perfektion lohnt es sich zudem für die Politik nicht, bei politischen Lösungen ins Risiko zu gehen. Gerade jetzt, wo miteinander verflochtene Krisen mutiges politisches Handeln notwendig machen – wo also die Bereitschaft, Fehler zu begehen, so eminent wichtig ist – wird politisches Zaudern und Herumlavieren, Klein-Denken und Zurückhaltung belohnt. Denn so droht zumindest kein politischer Skandal – etwas, wovor sich die Politik mehr fürchtet als vor schlechter Politik. Vermeidlich sichere und aus der historischen Rückschau wenig herausfordernde Zeiten unter Kanzlerin Merkel haben die von ihr geprägte Methode der zurückhaltenden – bösen Zungen würden sagen, angstgetriebenen – Verwaltung der Zustände zur Methode der Wahl gemacht. Die Bürgerinnen und Bürger spüren, dass die Politik Angst hat, Fehler zu machen, und fordert ebenso wie die Medien folglich mehr und mehr einen Aufbruch. Gleichzeitig und widersprüchlich erlauben aber weder Gesellschaft noch Medien der Politik aus ihren jeweiligen ungesunden Mustern heraus, das dafür nötige Risiko in Kauf zu nehmen und Fehler zu machen.


Ist die Sache also hoffnungslos? Nein, denn alle Beteiligten haben bei genauer Betrachtung der Zustände ein Interesse daran, den Teufelskreis der Fehlerunkultur in Deutschland zu beenden. Sie alle haben auch die Möglichkeit, dazu beizutragen, dieses kollektive Verhaltensmuster zu durchbrechen. Allerdings fordert das einen Preis: Das Risiko besteht, dass derjenige Akteur, der zuerst aus dem Muster ausschert, von der sich noch in vollem Schwung befindlichen Spirale der Fehlerunkultur verschlungen wird:

Politiker könnten ihre Posten und ihren Einfluss verlieren, wenn sie ihre Haltung zu und ihre Kommunikation über ihre Fehler grundlegend ändern. Das Risiko ist es aber wert, denn sie können auch gewinnen: Medien, die ihnen gegenüber weniger feindschaftlich – wenn auch weiter kritisch – gegenüberstehen, sowie Bürgerinnen und Bürger, die ihnen Gestaltungsraum für mutige Politik zugestehen. So kann Politik Vertrauen und vor allem Gestaltungsfreiraum für eigenes Handeln zurückgewinnen. Aktuell ist auch das Alleinstellungsmerkmal eines respektablen und damit besonders wählbaren politischen Stils ein möglicher lukrativer Anreiz. In Ansätzen ist das bei den Grünen, vor allem in der Person Robert Habeck, zu beobachten.

Medien könnten an Reichweite und kurzfristiger Profitabilität einbüßen, verzichteten sie auf Emotionalisierung und Skandalisierung von politischen Fehleinschätzungen, sowie ordneten sie Fehler als sinnvolles und notwendiges Element eines erfolgreichen politischen Systems ein. Allerdings ist auch hier das Potenzial für Zugewinne materieller und immaterieller Art größer: Eine langfristig größere treue Leserschaft kann gewonnen werden, die die Haltung und Qualität eines Mediums honoriert, sowie das eigene journalistische Ethos bewahrt werden.

Zuletzt droht Bürgerinnen und Bürgern, ihr moralisches Überlegenheitsgefühl der Politik gegenüber zu verlieren, gäben sie den Anspruch von Perfektion an die Politik auf. Sie gewännen aber eine politische Kultur und damit ein Land, in der ohne Angst vor Fehlern mutig zukunftsgestaltende Entscheidungen getroffen werden. So ließe sich auch die Sorge vor und Verunsicherung durch die Vielzahl der aktuellen Krisen verringern. Als nicht zu unterschätzender Nebeneffekt würden individuelle Bürgerinnen und Bürger mittelbar auch ihr Selbstwirksamkeitsgefühl stärken, denn aus der aktuellen Haltung gegenüber der Politik spricht auch der Anspruch, Politik möge Alles für sie regeln.


Zusammengefasst: Wer der Gesellschaft zu einer besseren Fehlerkultur verhelfen will, muss ein Risiko eingehen, damit wieder die notwendigen Risiken eingegangen werden (können), sodass sich die vielfältigen Risiken nicht-risikohaften politischen Handelns und seiner Folgen für Kultur und Wohlstand eines Landes verringern lassen. Dafür braucht es den Mut, gegen die aktuelle Unkultur zu handeln. Einige Beispiele im politischen Betrieb, in Gesellschaft und in den Medien zeigen aber, dass dies möglich ist. Bürgerinnen und Bürger honorieren es, wenn Entscheidungsträger offen und ehrlich zu ihren Fehlern stehen (und Medien angemessen und einordnend darüber berichten). Auch öffnen sich so gewaltige Sprach- und Gestaltungsräume für gute und vor allem aktuell notwendige Politik. Es gibt Tendenzen, dass politisch Verantwortliche der aktuellen Ampel-Koalition mit dem alten Muster zu brechen versuchen. Hier ist Durchhaltevermögen gefragt, bis aus Neuanfängen eine sich ändernde politische Fehlerkultur wird. Ob diese aber Fuß fasst, hängt von Medien sowie Bürgerinnen und Bürgern ab – ohne sie geht es nicht. Nur alle drei Gruppen gemeinsam können als eine Gesellschaft eine bessere Fehlerkultur schaffen, von der letztlich alle profitieren.

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